Debattenkultur

97% aller Lügen entsprechen nicht den Tatsachen!

Gepostet am Aktualisiert am

97% aller Lügen entsprechen nicht den Tatsachen!

Untertitel: Aber was ist mit den anderen drei Prozent? Kann man jetzt nicht einmal mehr den Lügen vertrauen…?!1!

Neulich habe ich diesen Post gelesen: „97% of Scientists agree with Whoever is Funding Them!“ und mein erster Reflex war, dem direkt zuzustimmen. Denn sofort kam mir der Spruch in den Sinn „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!“ – Und vielleicht denkt man auch an die Wissenschaftler:innen, die im Dienste der Tabakindustrie tätig waren und die Kohle- und Ölinteressen unterstützen…

Aber wie das so ist mit den ersten Reflexen, sie sind zwar die schnellsten, aber nicht immer die hellsten! Denn selbst wenn in der obigen Aussage ein Funken Wahrheit stecken mag, so ist sie doch insgesamt ein krasses Misstrauensvotum an die Wissenschaft generell und auch sinnbildlich für unsere derzeitige Debattenkultur, in der Vertrauen, sei es in Wissenschaft, Presse oder gar Politik, zunehmend beschädigt ist und wird. Meiner Ansicht nach, kann man aktuell von einem gesellschaftlichen Vertrauensverlust sprechen. Und so funktioniert auch der Post.

Aber erst mein dritter Gedanke wies mich darauf hin, woher mir diese „97% Wissenschaftler:innen“ bekannt vorkamen. Denn im Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Anerkennung des menschengemachten Klimawandels wird genau diese Zahl immer wieder genannt, nämlich diese 97% der Klima-Wissenschaftler:innen. Zufall also, dass in obigem Post auch von genau 97% die Rede ist? Eher nicht! Klares Ziel dieses Posts soll ja gerade sein, die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft zu beschädigen.

Auch kein Zufall und auf seltsame Art geradezu putzig, dass in vielen Veröffentlichungen im Internet immer wieder die Richtigkeit dieser 97% der Klima-Wissenschaftler:innen angezweifelt wird, aber nicht die Richtigkeit des menschengemachten Klimawandels. Als ob es wichtig wäre, ob es nun 97, 93 oder 99% der Klima-Wissenschaftler:innen sind. Aber auch hier geht’s um die Macht des Zweifels. Denn wo der Zweifel erst einmal in der Welt ist, da gibt es kein Vertrauen mehr. Wer Zweifel sät, wird Misstrauen ernten! Und genau darum geht’s leider! Und wie erfolgreich diese Strategie ist, kann man ja gerade sehr gut beobachten…

Natürlich ist der Zweifel nicht immer schlecht oder verkehrt! Aber der Zweifel ist eben auch eine Sau und vermag es, so ziemlich jedes Vertrauen zu vernichten!

Schlittenfahren verbieten – oder: Wie die Alten schützen?

Gepostet am Aktualisiert am

Schlittenfahren verbieten – oder: Wie die Alten schützen?

Bin ich ein Corona-Leugner? Nein! – Ein Corona-Verharmloser? Nein! – Glaube ich, dass die Maßnahmen der Bundesregierung in der aktuellen Lage alternativlos sind? Nein! – Glaube ich Leuten, die ihre Sätze mit „Fakt ist jedenfalls…“ beginnen? Nein! – So viel einmal vorweg, bevor es los geht!

Fakt ist jedenfalls, unsere Debattenkultur ist durch (oder mit) Corona beschädigt! Differenzierungen sind zwar noch möglich – aber nur noch in Schwarz und Weiß!

Wer sich heute hinstellt und die Alternativlosigkeit unserer Corona-Politik in Frage stellt oder gar anzweifelt, gehört schon zur dunklen Seite, ist einer von denen… (bitte nach Belieben ankreuzen: Bösen, Leugner, Zweiflern, Verschwörungstheoretikern…)

Dabei würde ich immer umgekehrt sagen: Leute, die Alternativlosigkeiten nicht in Frage stellen, sind häufig fehlgeleitet und zwar von denen, die gebetsmühlenartig diese Alternativlosigkeiten verbreiten. Meiner Ansicht nach, fehlt ein offenerer Diskurs über Alternativen zu den Corona-Maßnahmen.

Denn, wenn es das oberste Ziel der Maßnahmen ist, besonders die vulnerablen Personen in unserer Gesellschaft zu schützen (und ich halte das für ein ausgezeichnetes Ziel!), dann müssen wir doch ehrlich feststellen, dass uns das eher so mittel gelingt! (In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „der Freitag“ werden dazu ein paar interessante Fragen und Zahlen bewegt.)

So sind und bleiben Alten- und Pflegeheime mit Abstand die größten Infektionsherde! Jede*r dritte Corona-Tote in Deutschland lebte dort und hat sich vermutlich genau dort infiziert!

In meinen Augen scheint es nicht viel zu bringen, Kindern das Schlittenfahren zu verbieten, wenn man gleichzeitig nicht die Hygienekonzepte in Pflege- und Altenheime konsequent umsetzen kann. Und ja, ich weiß, da sind wir in der Diskussion wieder beim Pflegenotstand und in zum Teil hoffnungslos unterbesetzten und überlasteten Alten- und Pflegeheimen (schon ganz ohne Corona wohlgemerkt).

Natürlich kann man die Schule schließen und die Leute von ffp2-Masken in der Öffentlichkeit überzeugen, bitte. Aber bekommt endlich den Hygienenotstand in den Alten- und Pflegeheimen in den Griff. In Tübingen soll das ja einigermaßen klappen! Bräuchte man halt klare Konzepte, Personal und das nötige Geld dafür.

Ach, ich vergaß, und die Einsicht und den Willen der Politik natürlich!

Obwohl man auch zu Recht sagen könnte: Rodeln hat noch keine Pandemie gestoppt!