Schalalala-lalalala
Muss man denn jetzt wirklich an Weihnachten rummeckern? Zumal, wenn man bei 30° in Badehose auf einer hübschen Insel sitzt? Nein, aber man kann! Und wenn ich jetzt seitenlang und detailliert aushole, wie abartig geil, unfassbar schön es hier ist, ernte ich doch auch nur Neid und Hass – zurecht! Und solche Reaktionen will ich ja Weihnachten auch nicht provozieren.
Worum geht’s also? Warum muss eigentlich in der schönsten Zeit des Jahres die schrecklichste Musik gespielt werden? Muss man sich den Schrecken der Musik quasi als Kontrastmittel zu den Weihnachtsfreuden spritzen, weil wir sonst die überwältigende Schönheit des Festes nicht ertragen könnten…? Oder habe ich da was falsch verstanden und es stimmt einfach etwas bei mir nicht…?! Ist ja auch möglich…
Aber konkret! Ich sitze in der Vorweihnachtszeit in einem japanischen Restaurant in Siem Reap, Cambodia, dem Tor nach Angkor Wat, und im Hintergrund dudelt etwas schrecklich Weichgespültes. Es handelt sich um „Jazzne“, Weihnachtslieder in Jazz getaucht. Ich schaue mich vorsichtig um: Wer ist wohl die Zielgruppe für diese gefällige Belanglosigkeit oder ist es eher eine belanglose Gefälligkeit? Offenbar ich, der Western Tourist, für den diese Musik gespielt wird. Ich möchte Protest einlegen! Wie kommt man auf die Idee ich oder irgendjemand sonst möchte so etwas hören? Es sei denn man befindet sich für 20 Sekunden in einem Aufzug!
Das Essen ist lecker, aber es bleibt ein unangenehmer Nachgeschmack in der Ohrmuschel zurück. Mein persönlicher Jazzbeauftragter, der sich schon wundert, warum ich ihn um 3 Uhr morgens wecke (sorry, mein Fehler!), bestätigt aber meinen Eindruck bezüglich des überflüssigen seichten Gedudels, möchte aber als Quelle nicht namentlich genannt werden, da er Angst vor der Sache mit den Schafen hat. Ich verstehe seine Sorge und so bleibt er hier ungenannt.
Schlimme Musik! Aber der Optimist weiß: Schlimmer geht immer! 23.12., abends, ich möchte einen lecker Red Snapper verputzen, aber der Weihnachtsmann sitzt am Mischpult. Es läuft das Schlimmste (Nein, nicht „Last Christmas“, aber berechtigter Einwand!): Weihnachtsmedleys von „Love to Sing“ (bitte glaubt mir. Warnung: nicht anhören!). Zum Glück habe ich meine Ohrstöpsel dabei und höre meinen persönlichen Weihnachtsfavoriten, „Fairytale of New York“ von The Pogues viermal am Stück. Dann hat der Herr Erbarmen und Zeit für ein kleines Weihnachtswunder und schickt einen Stromausfall hernieder auf die Insel, der die Medleys abrupt beendet. Danke!
Ach richtig, positives Framing ist wichtig: Der Snapper war übrigens wirklich hervorragend!

