Spielerfrau oder Lottofee
Spielerfrau oder Lottofee
Spielerfrau oder Lottofee?
„Na…?! Was willst du denn mal werden, wenn du groß bist?“ Ein Klassiker der Omaopafragen, meist begleitet von liebevoll gemeintem Kneifen in die Wange und Wuscheln durch die Haare. Etwas liebevoll meinen ist, meines Erachtens, viel schlimmer als eine ehrliche Tracht Prügel!
Aber woher soll der kleine Wanst wissen, was überhaupt „groß“ bedeutet und was man als Kind heutzutage so werden wollen kann? Außer Fußballer, Superstar oder The Next Topmodel! Naja, vielleicht noch Kandidat fürs nächste Dschungelcamp oder Profispieletester für Nintendo! Was gibt’s denn noch für funktionierende Vorbilder, wenn die mediale Wertedebatte von Typen wie Dieter Bohlen geführt und gewonnen wird…?
Viele Kinder wissen ja nicht einmal mehr, welchen Beruf ihre Großeltern haben oder selbst ihre Eltern. Die einzigen Berufe, die sie kennen, neben Fernsehmoderator, Fußballer, Topmodel, Kandidat fürs Dschungelcamp sind gerade noch Quizmaster auf 9life, Fernsehkoch, Big-Brother-Insasse und oder Hartz-IV (Jaja, mir ist klar, dass es 9live nicht mehr gibt. Das ist eher symbolisch gemeint.) Alles, was ihr Wissen außerhalb der Medienwelt angeht, besteht dann gerade mal aus den Berufen Lehrer und Busfahrer. Und das sind nun zwei höchst unbeliebte und unattraktive Optionen, was den jugendlichen Berufswunsch angeht. Darüber hinaus existieren in der Vorstellungswelt der Jugendlichen noch die Berufe der Verkäuferinnen, Friseusen und Tattoowierern. Das war’s dann aber auch schon! Optimistisch geschätzt!
Aber – hurra – es gibt eine attraktive Alternative auf dem Arbeitsmarkt. Zumindest für Mädchen. Hab ich neulich gehört, als ich eine Gruppe 13-, 14-jähriger Mädchen in der U-Bahn belauscht habe. Das heißt, eigentlich lauschen musste man gar nicht, zumindest nicht wenn man sich im gleichen Abteil befand. Die Mädels unterhielten sich laut über Fußball und ich wunderte mich kurz ob des weiblichen Interesses am Fußballspiel. Aber mein Fehler…! Denn recht bald entpuppte es sich als ein angeregtes Gespräch über die Geilheitsgrade diverser Fußballspieler. Wie geil doch wohl der eine sei oder wie süß der nächste. Aber übernächster sei auch gar nicht mal so uncool, sondern ganz schön sexy, lässig, porno und was nicht noch alles für’ne Sahneschnitte. Die technisch saubere Ausführung eines Spannstoßes oder des tödlichen Passes in die Schnittstelle waren bei diesen topfrisierten Fußballprofis hingegen nicht von Bedeutung. Und die Vorstellung eines „Übersteigers“ erhielt in Anbetracht dieses Gesprächs auch eher eine schlüpfrige Konnotation.
Noch interessanter wurde es allerdings, als sie anfingen, über die jeweiligen Freundinnen dieser Fußballer zu berichten, bedeutet: abzulästern – und zwar vom Feinsten. Wie scheiße doch wohl die eine sei und wie kacke die nächste herumlaufen würde und was für eine scheißbillige Nuttenfrisur die dritte habe. Und überhaupt würden die sich eh bald wieder trennen beziehungsweise trennen müssen, denn das gehe ja wohl mal gar nicht… Na ja, das ganze vollhormonelle Lästerprogramm im Zickenkampf um die Krone der Schöpfung eben! Um Fußballprofis!
Das offen geäußerte Ziel der Mädchen war es, den nächsten freiverfügbaren Fußballprofi abzugreifen. Und wozu brauchte man dann noch einen Schulabschluss…? Oder eine beschissene Lehrstelle? Man musste noch nicht mal 9life-Moderatorin werden und sein Leben lang am Telefon auf grenzdebile Anrufer zu warten, die nicht mal rausbekommen konnten, mit wie vielen beschissenen „i“ Mississippi nun geschrieben wird! – Einfach einen Fußballprofi schnappen und Feierabend! Und sogar eine Berufsbezeichnung gibt es dafür: Im Deutschen nennt man solche Frauen „Spielerfrauen“. Viel schöner finde ich allerdings die englische Abkürzung „WAGs“, was soviel wie „Wives and Girlfriends“ bedeutet!
Herrlich! Das muss ich dringend im nächsten Leben werden. Oder doch vielleicht einfach Lottofee! Auch ein schöner Beruf! Ich freu mich schon drauf, das in Fragebögen und bei Hotelanmeldungen einzutragen. Beruf Doppelpunkt Lottofee! Ich hoffe meine Eltern werden mir das nächste Mal vorausahnend den Vornamen Fortuna oder Felicia geben!
Und wenn ich dafür zu blöd sein sollte, dann werde ich einfach die Yahoo-Startseite!
(Dazu auch: https://tommiboe.wordpress.com/2014/01/07/du-bist-so-dumm-wie-die-yahoo-startseite/)
