Hanoi

Fundstück – Photo Tapete

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„Photo Tapete“, schon mal ein guter Name für einen Foto-Laden! Ich bin auf Zwischenstopp in Hanoi, weil ich nun doch ein „richtiges“ Visum für Laos brauche. Ich hatte gedacht, ich könne das elegant online mit einem E-Visum erledigen. Allerdings kommt man mit diesem Visum nicht über alle, sondern nur die großen Grenzübergänge oder über die Flughäfen ins Land. Meine Idee war, über die Grenze im Norden bei Dien Bien Phu nach Laos einzureisen. Jetzt ergaben aber Recherchen (besser spät als nie), das ich dort ein „richtiges“ Visum im Reisepass benötige, und das bekomme ich nur in der laotischen Botschaft in Hanoi. Naja, fünf Stunden Busfahrt und ich bin da. Auch nicht so schlimm, so komme ich immerhin noch mal nach Ninh Binh, das ganz in der Nähe liegt und ich wegen Schlechtwetter vor zwei Wochen ausgelassen hatte…
In Hanoi kümmere ich mich erst einmal um meine Hausaufgaben: Passfotos besorgen. Google Maps weist mir den Weg und es ist auch gar nicht weit zur „Photo Tapete“. Klingt vielversprechend, wenngleich vielleicht ein bisschen übertrieben für mein bescheidenes Vorhaben, gleich so ne ganz Tapete! Vor dem Laden stutze ich. Was ist denn hier los…?! 20-30 vietnamesische Teenies im und vorm Geschäft, sehr aufgeregt! Nanu? Ich trete vorsichtig ein, um keines der aufgeregten Wesen zu beschädigen. Dort erfahre ich, dass es in dem ganz frisch eröffnete Fotostudio keine Passfotos gibt, sondern hier werden „Freundschaftsfotos“ gemacht. Na gut, ich habe keine Freunde dabei, daher ziehe ich weiter und finde wenig später ein seriöses, langweiliges Studio, wo ich meine Passfotos machen kann.

Andererseits vielleicht hätte ich in der Photo-Tapete doch auch einen Satz etwas anderer Passfotos (siehe unten) machen sollen. Das wäre vielleicht ein Spaß auf der Botschaft beim Beantragen des Visums gewesen… Den Spaß habe ich mir gespart, dafür habe ich inzwischen das Visum bekommen.

Und noch mal andererseits ist mir erst beim zweiten Redigieren des Artikels aufgefallen, dass dort gar nicht Photo Tapete, sondern Palette steht… Als würden mich Details kümmern?!!

Fundstück – Unterkapptes U-Boot

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Samstagabend in Hanoi, Herr Boe sitzt vor einem Spezialitätengeschäft (für Bier) und genießt sein Wochenende. Während ich auf mein Bier warte, entdecke ich vor meinen Füßen ein Schild, das in den Gehweg eingelassen ist und ein paar Meter weiter das Gleiche noch mal. Hmmm… Ich frage meine Übersetzungs-App, was „cap ngam ha the“ heißt und bekomme prompt als Antwort „Unterkapptes U-Boot“! Wow! denke ich sofort. Gibt es sie in Hanoi tatsächlich noch, die sagenumwobene unterkappte U-Boot-Flotte…?! Wissen China und die USA davon? Bin ich mit diesem Wissen jetzt überhaupt noch sicher? Wo bin ich da bloß reingeschlittert…? Aber klar, in Zeiten wie diesen muss auch Vietnam wehrfähig bleiben. Aber dass sich ausgerechnet unter mir ein geheimer Hangar befindet, ist schon ein eher mittelgroßer Zufall. Und wenn geheim, warum dann diese Hinweisschilder?? Vielleicht sind sie so klein, dass sie die größenwahnsinnigen Amerikaner nicht erkennen können. Hmmm…?!
Ich winke meinen Craftbeer-Druiden heran, dessen Bar vielleicht auch nur eine Tarnung ist. Er spricht übrigens verdächtig gut Englisch… Ich deute aufs Schild und stelle pantomimisch ein Standardmanöver eines unterkappten U-Boots dar. Aber der Bierbote schüttelt den Kopf: No, no, that means electric wire! – Naja! Klingt zugegeben insgesamt etwas einleuchtender, aber auch um ein Vielfaches langweiliger. Und wieder einmal konnten wir Zeug:in werden: Fantasie schlägt Realität 7-1!

Der Zug, der über die Füße fährt

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naja, also fast… Aber ein bisschen Schlagzeile/ Clickbait muss schon sein!

Natürlich mache auch ich das, was alle in Hanoi machen. Bin ja weder etwas Besonders noch doof. Und selbstverständlich ist die Train Street supertouristisch und hat mit dem authentischen Hà Nôi, was immer das auch sein soll, nichts zu tun. Andererseits, wo sonst fährt einem ein Zug quasi über die Füße, während man entspannt in einer Bar sitzt – zugegeben mit Tausend anderen Touris. Muss ich mal meinen moralischen Kompass auf Zimmerlautstärke zusammenfalten und sagen: Enjoy the show! Schub schub!!

Zumindest habe ich mich nicht um den Fahrplan gekümmert (moralisches Anarcho-Plus). Mein Motorrad-Taxi hält, als gerade vor unserer Nase die Schranken zugezogen werden. Ich springe vom Bock und bin bereit für die Einfahrt des Zuges und erlebe, wie er sich in Schrittgeschwindigkeit an meinen Zehenspitzen vorbeischiebt. Timing ist halt doch unbezahlbar. Das hat man oder man hat es nicht. Zumindest das unterscheidet mich von den Tausend anderen… (rede ich mir ein!)

Vorsicht mit den Füßen!
Kaum ist der Zug vorbei, werden die Gleise als Fußweg genutzt…
…und um die Tourist:innen zu versorgen.

Rainy day in Hanoi

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Das Mitleid mir gegenüber darf man sich sparen. Ich allerdings denke: die armen Motorradfahrer:innnen!
Als ich an meinem ersten Tag in Hanoi für einen kleinen Rundgang aufbrach und losschlenderte, fiel mir auf, dass ich – ohne Übertreibung – der einzige Fußgänger in ganz Hanoi war! Und das bei 8,4 Millionen Menschen. Niemand geht hier zu Fuß! Ausnahme ist die historische Altstadt, in der sich die Tourist:innen zu Fuß bewegen. Aber für alle anderen gilt: Warum sollte man gehen, wenn man 6,5 Millionen Motorräder und -roller besitzt? Es gibt auch überhaupt keinen Platz, um zu gehen. Denn die Gehwege sind Stehwege für die Motorräder, die gerade nicht fahren, sodass ich bei meinem Spaziergang die meiste Zeit am Rande der Straße unterwegs war und immer den vorbeirauschenden Verkehr im Blick haben musste. Entspanntes Flanieren geht anders. Das ließ mich schnell erkennen, dass, die Stadt zu Fuß zu erkunden, keine gute Idee war. Schade, hatte ich doch Stadtrundgänge bisher immer gerne gemacht!
Aber da ich ein adaptionsfähiger Mensch bin, habe ich ab Tag 2 das gemacht, was alle machen, die kein eigenes Motorrad haben: Sie steigen auf ein vorbeifahrendes. Und damit das nicht zu übergriffig daherkommt, schließlich steigt man nicht einfach auf fremde Motorräder, das weiß selbst ich, habe ich mir eine entsprechende App heruntergeladen (Grab), mittels der man sich in einigen wenigen Minuten ein Motorrad mit einem meist grüngekleideten Fahrer buchen kann. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, besonders für diejenigen, die mit einem Minimum an Verkehrsregeln großgeworden sind. Da ich aber schon immer einen kleinen Faible für Anarchie hatte und als passionierter Radfahrer rote Ampeln eher als eine vage Handlungsempfehlung empfinde, konnte ich mich schnell damit arrangieren.
Nein, und ich folge dem Rat meines Anwaltes: ich gebe hier ausdrücklich keine Handlungsempfehlung für andere, die StVO ebenfalls zu ignorieren. Falls aber jemand von ganz alleine darauf kommen sollte, nachts in Stuttgart mit Pinsel und Farbeimer bewaffnet, dringend erforderliche Fahrradwege einzuzeichnen… wer bin ich, solche Leute aufzuhalten!

Motorrad-Taxi mit dem ehemaligen Fußgänger Herrn Boe als Passagier
Gut, dass die meisten Vietnamesen relativ klein sind, so funktioniert die Helmkamera einwandfrei!