gutes tun
Gutes Tun
„Gutes Tun fällt gar nicht schnell, zu Hause und im Kreisverkehr“! Wer einen Ohrwurm braucht, höre sich von Fanny van Dannen „Gutes Tun“ an.
Mich erreicht die Nachricht meiner Teilzeitreisebegleiterin V. in Luang Prabang (wir haben in Muang Ngoy und Nong Khiaw ein paar Wanderungen gemeinsam gemacht). Ihr Freund M., mit dem sie gerade unterwegs ist, hat ein Problem. Er hatte beim Scooter-Ausleihen seinen Ausweis als Kaution hinterlegt und ihn dort bei der Rückgabe des Scooters vergessen. Inzwischen sind die beiden allerdings nach Vang Vieng weitergereist. Dorthin will ich morgen ebenfalls. Mein innerer Pfadfinder erwacht und bietet meine Hilfe an, natürlich.
Am nächsten Morgen gehe ich zum Scooter-Verleih. Es ist ein Verleih, wie man ihn sich als Mitteleuropäer:in so vorstellt. Neben Scootern gibt es hier noch Fruchtsäfte und frische Eier im Nebenerwerb. Diversifikation ist also auch im sozialistischen Laos angekommen. Als ich mich nähere, werde ich von einer der Frauen angesprochen. Ich schildere die Situation und sie scheint sich zu erinnern, aber hat keinen Ausweis bekommen. Mit jeder Nachfrage wird sie sogar noch sicherer. Sie sagt, sie hat nur ein Foto vom Ausweis gemacht, und zeigt es mir auf ihrem Handy. Zum Beweis ihrer Geschäftspraxis zeigt sie mir noch etliche weitere Fotos von anderen Ausweisen (schöne Sammlung). Ich rufe V. zurück, ob sie sicher sei, dass M. den Ausweis abgegeben habe. Inzwischen hat sich auch die Eier-Frau eingeschaltet. Auch sie bestätigt die Geschichte. Ich bin geneigt, ihnen das auch zu glauben. V. bestätigt am Telefon, ja, M. habe den Führerschein abgegeben. „Ahhh“, denke ich mir, „Führerschein…!“ Das Foto auf dem Handy zeigte aber den Reisepass! Ich frage die Frauen, ob sie hier beim Scooter-Verleih/ Fruchtsaftstand/ Eierverkauf so etwas wie ein Depot haben. Als ich noch einmal ausdrücklich klarstelle, dass es sich um den Führerschein handelt, wird per Facetime noch eine dritte Frau zugeschaltet. Und plötzlich nimmt das Gespräch noch einmal eine Wendung. Wir gehen zurück zur Office/ Fruchtstand, wo sich tatsächlich eine Mappe befindet und daraus, so als wären sie schon die ganze Zeit darin gewesen, holt sie ein paar Führerscheine hervor und (Tada!) auch den von M.
Das ganze Spiel dauerte so 20-30 Minuten. Zwischenzeitlich hatte ich schon halb aufgegeben, aber mich noch mal festgebissen. Denn zu sehr hätte ich selbst der Depp sein können, der seinen Ausweis/ Führerschein in genau so einer Situation vergisst. Dafür kenne ich den Deppen in mir inzwischen zur Genüge.
Am nächsten Abend in Vang Vieng trifft der eine Depp den anderen und es kommt zur freudigen Übergabe des Führerscheins. Und tatsächlich empfinde ich so etwas wie die Freude des Schenkens, wenn sich das Kind zu Weihnachten so richtig und kindlich über das Geschenk freut. Das Lächeln von M. jedenfalls ist unbezahlbar und es wird mich noch ein wenig begleiten, zum Beispiel jetzt gerade, da ich die Geschichte aufschreibe…
Herr Boe klopft sich und seinem inneren Team auf die Schulter/n: Ja, wir waren heute ein guter Pfadfinder! (das innere Team singt gemeinsam: „Kondome nicht ins Klo, keine Drogen sowieso, weniger Fernsehen, öfter zu Fuß gehen, auch mal an die im Abseits denken, gebrauchte Pornos dem Altersheim schenken – gutes Tun…“)





Fairtrade-Kaffee kann jeder!
Fairtrade-Kaffee kann jeder!
Gutes Tun 2017 oder: „Yes, you can – zumindest if you want!“
Jede:r Deutsche kaufte im Jahr 2016 für gerade mal 13 Euro faire Produkte, also solche Produkte, die mit dem Fairtrade-Siegel gekennzeichnet sind. In Österreich sind es im Schnitt 30 Euro, in Groß Brittanien 44 und in der Schweiz 69 Euro im Jahr (mehr).
Gut, wer bis hierher gelesen hat, mag schon über dem deutschen, vielleicht sogar über dem schweizerischen Schnitt liegen. Aber trotzdem sind diese Zahlen peinlich und sie sind ein Spiegel unserer Gleichgültigkeit und unseres Geizes. Denn das Wissen über die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen auf Kaffee-, Kakao-, Bananen- oder was-auch-immer-Plantagen der Welt ist ja kein Geheimnis oder Herrschaftswissen. Das weiß jede:r, ob man nun will oder nicht. Ja, Wissen tut manchmal auch weh. Da hilft nur aktives und gut einstudiertes Verdrängen und das können wir super und praktizieren es jeden Tag! Bestes Beispiel: im Supermarkt beim Einkaufen.
Fairtrade-Kaffee macht in Deutschland gerade mal vier Prozent aus. Die Argumente, dass Fairtrade-Produkte unerschwinglich seien, sind selten so verkehrt wie beim Kaffee. Mein Rewe-Markt um die Ecke bietet das Kilo Bio-Fairtrade-Bohnen für 9,99 an, was sogar günstiger ist als andere (nicht-Fairtrade) Markenprodukte. Und meine Gaggia macht daraus einen sehr feinen, leckeren Kaffee.
Und für alle, die sonst immer die „Oha – Fairtrade ist voll teuer“-Keule rausholen, aber gleichzeitig auf ihren Nespresso- oder anderen Kapsel-Kaffee-Kack nicht verzichten wollen: Rechnet doch mal aus, was eure Tasse Kaffee kostet und seid ehrlich dabei und vergesst solche Argumente „Aber ist doch total praktisch!“ Am Arsch! Es ist viel teurer und zudem eine elende Umweltsauerei.
Und für alle Kapsel-Fetischist:innen, die immer noch nicht aufgeben: Es gibt inzwischen einen Kapselkaffee, der Bio und Fairtrade ist und dessen Kapseln kompostierbar sind. Und, als wäre das nicht genug, er ist nicht mal teurer als Nespresso! So Schweinebacke! Und jetzt du! Und wehe, du kommst mir jetzt mit George Clooney…!
Und was haben wir gelernt? Ganz einfach: Fairtrade-Kaffee kann jeder!