Vietnam

Auf Abwegen im Lach Tray Stadium in Hai Phong

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Während sich meine Leute Zuhause aufs Spiel gegen Augsburg vorbereiten und meine Dauerkarte wieder fremdgehen darf, also frisches Blut ins Stadion bringt, habe ich für billigen Ersatz gesorgt. Und billig soll sich hier nicht despektierlich auf die vietnamesische V.League beziehen, sondern einfach auf den Ticketpreis!
Nachdem mir eine gewohnt unzuverlässige KI geraten hatte, möglichst früh am Spieltag eine Karte für das Spiel in Hai Phong zu kaufen, weil sonst womöglich alle Karten vergriffen sein könnten, war ich schon mittags zum zentral gelegenen Lach Tray Stadion gelaufen und hatte mir für 100000 Dong (3,30 €) eine VIP-Karte besorgt, zentral auf der Haupttribüne, auf welcher ich aber gar nicht landen sollte. Denn als ich, in VfB-Trikot und mit Schal, zum Spiel vors Stadion kam, wurde ich direkt von einer Fangruppe in roten Trikots des Heimteams adoptiert und mit ins Stadion genommen. Sie unterhielten sich konsequent und angeregt auf Vietnamesisch mit mir. Auch mein verständnisloser Gesichtsausdruck konnte sie dahingehend kaum bremsen. Und so landete ich mit ihnen auf der Gegengeraden, dort wo sich wortwörtlich die Musik abspielte. Auf der komplett rot gekleideten Tribüne spielten Trommeln und Trompeten und dazu wurde vielkehlig gesungen. Insgesamt herrschte eine unglaublich positive, regelrecht friedliche Atmosphäre. Mir wurde freundlich zugelächelt und der hochgestreckte Daumen gezeigt. Da lächelte ich doch gerne zurück!
Schnell ging der favorisierte Hai Phong FC mit 2-0 gegen den Tabellenletzten aus Da Nang in Führung, am Ende sollte es 3-1 stehen, wodurch das Heimteam auf den dritten Tabellenplatz kletterte. Das Stadion war im übrigen nicht einmal halb gefüllt (Danke für nichts KI).
Nachts, Ortszeit, wurde der Spieltag dann noch von Denis Undav abgerundet: 3-2 für der VfB (und nur noch sieben Punkte Rückstrand auf Bayern!)

Durch den Taifun

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Mittwoch, 13 Uhr Ortszeit, Cat Ba, Vietnam.
Ich sitze entspannt bei einem Cà Phê Muôi (gesalzener Kaffee, ziemlich geil) in einem Café und studiere die Großwetterlage, nachdem ich gestern schon besorgte Anfragen aus Deutschland bekommen habe mit der Aufforderung, mich doch bitte schnell in Sicherheit zu begeben. Grund dafür: Taifun Kalmaegi, der zwar gerade mit den Philippinen fertig ist, aber über dem Südchinesischen Meer noch mal ordentlich Energie auftankt (kleine App-Empfehlung für alle Hobby-Meteorolog:innen: „Windy.com“). Das Besondere an Taifun Kalmaegi ist, dass er neben seinen hohen Windgeschwindigkeiten zudem eine sehr hohe Zuggeschwindigkeit ausweist, sich also sehr schnell voran bewegt. Das bedeutet, dass er schon in 24 Stunden auf die Küste Zentralvietnams trifft und neben Sturm auch zu Starkregen und Überschwemmungen führen wird.
Zur gleichen Zeit werde ich bei Sonnenschein (im Norden Vietnams) auf einem Boot durch die malerischen Karstfelsen der Lan Ha- (neben der Halong-) Bucht schippern.
Fazit: ähm…? Ach, guck mal, da kommt gerade ein frischer Cà Phê Trúng an meinen Tisch, das ist ein vietnamesischer „Eierkaffee“, auch sehr lecker! Wenn ich nicht aufpasse, drifte ich völlig ab und werde noch zum Foodblogger! Da kann sich Markus Söder aber warm anziehen! Muss ich nur noch schnell mit der KI eine Wurst ins Bild einfügen…

Und hier die zu erwartenden Regenmenge für Zentralvietnam
So, Markus S, eat this, du dreckiger Foodblogger!

Der Zug, der über die Füße fährt

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naja, also fast… Aber ein bisschen Schlagzeile/ Clickbait muss schon sein!

Natürlich mache auch ich das, was alle in Hanoi machen. Bin ja weder etwas Besonders noch doof. Und selbstverständlich ist die Train Street supertouristisch und hat mit dem authentischen Hà Nôi, was immer das auch sein soll, nichts zu tun. Andererseits, wo sonst fährt einem ein Zug quasi über die Füße, während man entspannt in einer Bar sitzt – zugegeben mit Tausend anderen Touris. Muss ich mal meinen moralischen Kompass auf Zimmerlautstärke zusammenfalten und sagen: Enjoy the show! Schub schub!!

Zumindest habe ich mich nicht um den Fahrplan gekümmert (moralisches Anarcho-Plus). Mein Motorrad-Taxi hält, als gerade vor unserer Nase die Schranken zugezogen werden. Ich springe vom Bock und bin bereit für die Einfahrt des Zuges und erlebe, wie er sich in Schrittgeschwindigkeit an meinen Zehenspitzen vorbeischiebt. Timing ist halt doch unbezahlbar. Das hat man oder man hat es nicht. Zumindest das unterscheidet mich von den Tausend anderen… (rede ich mir ein!)

Vorsicht mit den Füßen!
Kaum ist der Zug vorbei, werden die Gleise als Fußweg genutzt…
…und um die Tourist:innen zu versorgen.

Rainy day in Hanoi

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Das Mitleid mir gegenüber darf man sich sparen. Ich allerdings denke: die armen Motorradfahrer:innnen!
Als ich an meinem ersten Tag in Hanoi für einen kleinen Rundgang aufbrach und losschlenderte, fiel mir auf, dass ich – ohne Übertreibung – der einzige Fußgänger in ganz Hanoi war! Und das bei 8,4 Millionen Menschen. Niemand geht hier zu Fuß! Ausnahme ist die historische Altstadt, in der sich die Tourist:innen zu Fuß bewegen. Aber für alle anderen gilt: Warum sollte man gehen, wenn man 6,5 Millionen Motorräder und -roller besitzt? Es gibt auch überhaupt keinen Platz, um zu gehen. Denn die Gehwege sind Stehwege für die Motorräder, die gerade nicht fahren, sodass ich bei meinem Spaziergang die meiste Zeit am Rande der Straße unterwegs war und immer den vorbeirauschenden Verkehr im Blick haben musste. Entspanntes Flanieren geht anders. Das ließ mich schnell erkennen, dass, die Stadt zu Fuß zu erkunden, keine gute Idee war. Schade, hatte ich doch Stadtrundgänge bisher immer gerne gemacht!
Aber da ich ein adaptionsfähiger Mensch bin, habe ich ab Tag 2 das gemacht, was alle machen, die kein eigenes Motorrad haben: Sie steigen auf ein vorbeifahrendes. Und damit das nicht zu übergriffig daherkommt, schließlich steigt man nicht einfach auf fremde Motorräder, das weiß selbst ich, habe ich mir eine entsprechende App heruntergeladen (Grab), mittels der man sich in einigen wenigen Minuten ein Motorrad mit einem meist grüngekleideten Fahrer buchen kann. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, besonders für diejenigen, die mit einem Minimum an Verkehrsregeln großgeworden sind. Da ich aber schon immer einen kleinen Faible für Anarchie hatte und als passionierter Radfahrer rote Ampeln eher als eine vage Handlungsempfehlung empfinde, konnte ich mich schnell damit arrangieren.
Nein, und ich folge dem Rat meines Anwaltes: ich gebe hier ausdrücklich keine Handlungsempfehlung für andere, die StVO ebenfalls zu ignorieren. Falls aber jemand von ganz alleine darauf kommen sollte, nachts in Stuttgart mit Pinsel und Farbeimer bewaffnet, dringend erforderliche Fahrradwege einzuzeichnen… wer bin ich, solche Leute aufzuhalten!

Motorrad-Taxi mit dem ehemaligen Fußgänger Herrn Boe als Passagier
Gut, dass die meisten Vietnamesen relativ klein sind, so funktioniert die Helmkamera einwandfrei!