Bubpha Mekong Guesthouse
Der innere Mekong
Nach nur 15 Minuten Blick auf den Mekong erscheint der Dreckstag in einem ganz anderen Licht. Okay, alleine die Abendstimmung taucht den Tag, wie Hobbyfotographen und ich wissen, in ein anderes Licht. Aber der Mekong kann viel mehr als das!
Ich bin den dritten Tag auf dem Scooter unterwegs und habe mich entschieden, heute nicht nur nach Pakse zurück, sondern noch ein Stück weiter bis nach Champasak zu fahren. Auf Empfehlung von Yves, ein Franzose, der mit seiner laotischen Frau nicht nur einen Motorradverleih betreibt, sondern jeden Abend um 8 pm. Tourist:innen zum Pakse(auch Bolaven Plateau)-Loop sehr gut und ausführlich informiert. – Yves: Bubpha Mekong Guesthouse, ruhig, wunderschön direkt am Mekong gelegen, nette Gastgeberin; ich daraufhin: Okay, nichts wie hin!
Dadurch wird meine heutige Etappe allerdings deutlich länger. Da die Straßen weitestgehend in gutem Zustand sind, komme ich gut voran, wundere mich allerdings, warum mir GoogleMaps eine so späte Ankunftszeit prognostiziert. Das Wundern wird mir allerdings vergehen! Google weiß mal wieder mehr als ich! Die letzten 18 km sind schlimme, rauchige Dirt Road und die letzten fünf davon eine einzige Vollkatastrophe. In Schrittgeschwindigkeit holpern, hoppeln und hopsen mein treues Känguru und ich fluchend durch den Sonnenuntergang, den ich mir gedanklich als Belohnung für den Mekong aufgehoben hatte. Daraus wird leider nichts! Verfickter erbärmlicher Drecksweg, elendiger, verkackter!
Aber dann bin ich da! Einatmen – ausatmen! – Und ich setze mich an den mächtigen, trägen, friedlichen Mekong, der auf einer Breite von mehr als einem Kilometer unaufhörlich unfassbare Wassermassen von links nach rechts an mir vorüber schiebt und mich nach und nach beruhigt und meinen angesammelten Ärger und die negativen Energien einfach mit sich nimmt und fortträgt… Da sitze ich nun und lächele friedlich über die Einfachheit des Lebens, über mich und meine unnötige, übertriebene Aufgeregtheit, über das Wunder des beeindruckenden Mekongs und wie ein gerade eben noch viel zu aufgeregter und emotionalisierter Herr Boe seinem inneren Mekong ein kleines Stückchen näher kommt.
Nachschlag: Zur Verteidigung des Bubpha Mekong Hostels (es war in der Tat fantastisch, großartig und toll, vielen Dank!) muss ich noch erwähnen, dass für meine Odyssee letztlich (natürlich) GoogleMaps verantwortlich ist, da es einen nicht nur deutlich besseren, sondern auch wesentlich kürzeren Weg gegeben hätte, den ich prima mit dem Scooter hätte fahren können. Aber, was soll ich sagen, ich ärgere mich gar nicht darüber. Dann so habe ich mir den Weg eben für die Rückfahrt gespart! – Im Augenwinkel sehe ich, wie mir der Mekong schelmisch und auch ein bisschen stolz zuzwinkert. Ich zwinkere lächelnd zurück.



