Sie nannten ihn Staublunge
Heute morgen bin ich wieder losgeritten – knatterapeng! Von Luang Prabang aus, Laos inzwischen, zu den Pak Ou-Karsthöhlen, in denen sich ein buddhistischer Tempel mit Hunderten von geschnitzten Buddhafiguren befindet. Zum Tempel gelangt man mit einem kleinen Boot über den Mekong. Ich werde sogar alleine befördert, zum sozialistischen Festpreis von 25000 kip (1€).
Hatte ich doch ein großes Vergnügen daran gefunden, in der Gegend um Cao Bang und auch Ninh Binh durch die herrliche Karstlandschaft zu knattern, so ist es hier in Laos ein sehr viel geringeres. Zum einen sind die Straßen in einem schlechten Zustand, zum anderen in einem schäbigen! Schlaglöchern auszuweichen, könnte man ja noch als Herausforderung oder gar als Kunstform, als hohe Schule des Knatterapengs begreifen oder man könnte das Ganze lustig wenden und sich über die kostenlose Massage des Gluteus Maximus freuen. Aber spätestens die „Staubpiste des Todes“, die ich auf dem Rückweg einatmen muss, verdarb mir jede Freude. Teils musste ich, nach entgegenkommenden LKWs fast anhalten, weil ich die Piste kaum noch erkennen konnte.
Highlight des Tages war jedoch die Anfahrt zu den Tat Sae-Kaskaden, die sich eine Knatterapeng-Stunde entfernt von Luang Prabang hübsch versteckt in einem dicht bewaldeten, quasi unberührten Tal verstecken. Der Weg war unbefestigt, mit riesigen Löchern, schmal, kurvig und es ging steil bergab. Zwischenzeitlich wusste, glaube ich, der Weg selbst nicht mehr, ob wir hier richtig wawren. Vor der steilsten Stelle hatte ich für den Rückweg einen wahnsinnigen Respekt, insbesondere was meine fahrerische Expertise anging. Hatte ich mich hier völlig übernommen? Aber mein Yamaha Grand Felino und ich haben das gemeinsam ganz gut erledigt.
Die Kaskaden samt Badespaß selber waren aber auch natürlich nicht soo schlecht. Die Bilder sprechen ja für sich!
Am Ende des heutigen Knatterapengs benötigten jedenfalls nicht nur ich, sondern auch meine Bronchien eine ausgiebige Dusche…
Und hier der erste Teil von Knatterapeng: https://tommiboe.com/2025/11/24/knatterapeng-der-ha-giang-loop/









Frühstückssüppchen
Frühstückssüppchen – oder: morgen um halb zehn in Laos
Okay, es ist ein amtliche Suppe und kein Süppchen. Aber sonst komme ich ja nicht auf drei „ü“ in einem Wort (das muss hin und wieder auch mal sein und klappt ja sonst nur im Türkischen). Ich bin ja nun wahrlich kein großer Frühstücker. Morgens soll man meiner Ansicht nach den Körper möglichst in Ruhe lassen. Kaffee direkt ins Gesicht muss reichen! Auch Frühsport halte ich für abwegig – und das sage ich als Sportler.
Die vergangenen Tage war ich mit meiner Reiseteilzeitbegleiterin wandern und hier geht’s höhentechnisch ordentlich zur Sache. Dafür braucht’s Energie und meine Wanderbegleitung achtet sehr darauf, die Energiespeicher aufzufüllen, bevor es losgeht. Und hin und wieder lasse selbst ich mich von vernunftbezogenen Argumenten überzeugen und auf diesem Umwege komme ich nun regelmäßig zu meinem Frühstückssüppchen, wofür ich inzwischen durchaus dankbar bin. Und diese in Laos typische Nudelsuppe, „Khao Piak Sen“, ähnlich der bekannten „Pho“ in Vietnam, hat es in sich. Neben den Nudeln kommen Gemüse, wahlweise Fleisch, und immer fangfrische Kräuter, Limette, Chili und Salat auf den Tisch, die man sich nach Belieben in die Suppe schmeißen kann. Es gibt also zum einen ordentlich Energie zum Wandern, ist zudem unglaublich lecker und wärmt einen morgens richtig auf.


Laos Riverboat – ein laotisches Laienschauspiel
Heute steht ein entspannter Tag an. Das Boot, das uns flussabwärts nach Muang Ngoi bringen soll, fährt um 9:30. Zeit für Kaffee und Khao Piak Sen, die laotische Frühstückssuppe (ähnlich wie Pho aus Vietnam).
Am Anleger ist dann jedoch mehr geboten, als man von Laotern und auch Laoterinnen erwartet. Eine 14köpfige asiatische Reisegruppe belegt bereits einen Großteil des Bootes und es warten noch einige weitere Passagiere am Steg. Der normale Menschenverstand, der im übrigen auch in Laos nichts zu sagen hat, zählt kurz durch, wägt ab und erkennt, das Boot ist voll, wir brauchen ein zweites (davon liegen übrigens noch ein paar in Reichweite herum).
Was meine Naivität gepaart mit Pragmatismus und mangelndem interkulturellen Verständnis missachten, auch in Laos gibt es oft grundlos unterschiedliche Meinungen. Jedenfalls wird ordentlich gestritten. Es machen sich verschiedene Lager aus: der Bootsführer (laut und wenig charismatisch), dem ein Boot gar nicht voll genug sein kann; die Ticketverkäuferin (laut und wenig sympathisch), die vehement ein zweites Boot fordert; dazu etliche Nebendarsteller und -streiter (nicht ganz so unsympathisch besetzt). Es wird lautstark und vehement argumentiert. Neben Worten fliegen etliche gestikulierende Körperteile durch die Luft. Auch in diesem Kulturkreis gibt es offenbar sowohl eher positive als auch eher negative Lesarten derselben Situation. Gemäß eines laotischen Sprichwortes kann das Boot eher halbvoll oder halbleer sein. Und darum es hier offensichtlich. Oder…! Oder meine Wahrnehmung ist, wie üblich, völlig falsch und nichts dergleichen spielt sich hier ab. Vielleicht missinterpretiere ich vollkommen. Was für mich wie Streit klingt, ist nur ein netter Chat unter Freunden, die sich die Zeit bis zur Abfahrt des Bootes vertreiben. Womöglich wird sogar gescherzt oder sich über die Touristen lustig gemacht, die überteuerte Tickets kaufen. Vielleicht tauscht der Kegelclub die neuen Trainingszeiten aus, die örtlichen Ornithologen diskutieren über Nistkästen für die zahlreichen Uferschwalben oder der Trachtenverein… was weiß denn ich…? Ich verstehe ja nichts!
Das Ganze erinnerte mich an eine Geschichte bei einem Frisbee-Strandturnier in Italien, als ich nach dem Genuss von Space Cakes (und nein, „Space Cake“ ist keine Astronautennahrung) drei jungen Frauen, die hinter mir im Sand saßen, interessiert bei ihrem Gespräch zuhörte. Und da sie so unglaublich lustiges und absurdes Zeugs erzählten, konnte ich gar nicht aufhören, ihnen zu lauschen, und robbte ich mich rückwärts (vor meinen Augen fand ein Frisbeespiel statt) an die Frauen heran, um sie besser verstehen zu können. Als ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit umdrehte, stellte ich fest, dass es sich um drei Italienerinnen handelte, die sich die ganze Zeit auf italienisch unterhalten hatten. Moment mal…! Ich schüttelte mich kurz, bevor mir klar wurde, wer mich die letzte Viertelstunde so köstlich unterhalten hatte: mein Hirn und Captain Space Cake hatte Freundschaft geschlossen und laberten Blödsinn in meinem Kopf!
Und die Moral von der Geschichte…? Ach Moral! Ist doch überbewertet!





Hurra, ich habe Kip!
Und zwar nicht zu knapp, möchte ich hinzufügen!
Nachdem ich gestern noch eine Sicherheitsvariante ziehen wollte und vietnamesische Dong gegen Dollar einzutauschen, weil die wohl in Laos lieber gesehen und genommen werden als Dong, und lernen musste, dass ich auf der Bank auch keine Dollar bekommen, aber sehr wohl eintauschen kann, wohingegen der Frisör auf der anderen Straßenseite… (Spaß!), habe ich mich heute mir der Info auf den Weg gemacht, dass man an der Grenze Geld tauschen könne. Alles gut, solange ich auf meiner Reise keinen Fuß mehr in eine vietnamesische Bank setzen muss!
Und tatsächlich, nachdem sich der Bus die Berge zur Grenze hochgekämpft hat, gibt es bei der Passkontrolle von den vietnamesischen Grenzern Kip für Dong. Vorsicht: Aufgrund von Währungsschwankungen beim online Hochgeschwindigkeitsdivisenhandel kann es in gebirgigen Grenzregionen zu vorübergehender Devaluation kommen (ja, ich habe mal fast ein halbes Semester BWL studiert). Aber hey, wenn sich Staatsdiener auf kreative Weise eine Kleinigkeit dazuverdienen wollen, dann werfe ich nicht den ersten Schein!
Aber so ganz ernstnehmen kann man die Währung natürlich nicht. Denn ihr größter Schein, 100000 Kip, entspricht 4 Euro. Das heißt, das Geld wird üblicherweise in Kip-Lastern ausgeliefert (sorry, aber der musste sein!). Und um noch kurz die ganzen Bildungsbürger:innen und Platin-Abonnent:innen dieses Premium-Blogs zu bedienen: auf dem 100000 Kip-Schein befindet sich das Antlitz von Kaysone Phomvihane, dem ersten Vorsitzenden der Laotischen Revolutionären Volkspartei. Präsident, Premierminister und Weggefährte Ho Chi Minhs ist der Streber auch noch gewesen. Diese Ehre entspricht in etwa dem Gegenwert von vier Euro. Naja…



(Dies ist eine Fortsetzung von dieser Geschichte hier:)
Haben Sie mal Kip…?
Nein, ich habe nicht angefangen zu rauchen und daher auch niemanden auf eine Kippe angeschnorrt!
Ich bin gerade in Bien Dien Phu (vietnamesische Betonungszeichen bitte großzügig dazu denken) und neben der Geschichte des Ortes (hier fand die größte und entscheidende Schlacht des (1.) Indochinakriegs statt, der mit der die Niederlage der Franzosen besiegelt wurde) interessiere ich mich gerade für laotisches Geld. Denn die Grenze nach Laos ist nah und so ein paar frische Kip (so die Währung) können ja nicht schaden.
Mein Concierge, der mich freundlicher Weise heute früh um halb fünf nach einer langen und ermüdenden Fahrt mit dem Nachtbus (andere Geschichte…!) noch per Nacht-Check-In eingelassen hatte, weist mir den Weg zu einer nahen Bank. Dort erfahre ich, dass sie mir keine Kip wechseln können. Ich runzle angemessen meine Stirn von wegen: Bank, Geld… Sie wissen schon, war da nicht was…? Aber keine Chance und keine Erklärung – offenbar Bankgeheimnis! Die Bankfachangestellte stellt mir hingegen eine Überweisung zum Juwelier aus, zeigt mir die ungefähre Lage auf GoogleMaps und meint, da würde ich Kip bekommen. Aha, beim Juwelier also. Sorry, mein Fehler! Aber vorher Kaffee! Den gibt es übrigens überall und sehr lecker.
Als ich gegen die Mittagszeit nach einigem Herumirren den Juwelier finde, hat er geschlossen. Im Nachbarladen berät mich ein netter junger Mann beim Kauf einer neuen Sonnenbrille, muss zwischenzeitlich seine Mutter anrufen, um die Preise zu erfragen. Als er 150000 sagt und ich 100000, meint er, dass sei für seine Mutter okay. Da bin ich natürlich froh.
Am Nachmittag, nachdem ich das Museum zur besagten Schlacht um Dien Bien Phu besucht habe, laufe ich erneut zum Juwelier. Doch schon vorm Betreten des Geschäfts verscheucht mich die Frau darin wild gestikulierend. Noch bevor ich ein Wort äußern kann, fuchtelt sie böse mit Armen und Augen (ja, sie fuchtelt mir ihren Augen!). Wow! Was geht…?! – Nebenan ist noch ein kleinerer Juwelierladen. Dort bekomme ich wenigstens Antwort. Der Mann verweist mich freundlich an das dafür zuständige Gewerbe auf der anderen Straßenseite: Dort befindet sich eine weitere Bank. Na gut, ich versuche mein Glück – vergebens. Nein, Kip gebe es hier nicht, sagt die Frau am Schalter, aber da drüben auf der anderen Straßenseite beim Juwelier, da könne ich Geld tauschen. Ich sage ihr nein, das könne ich nicht. Aber das hier: Bank, Geld, verstehste…? Jaja, US Dollar und Euro könne sie mir besorgen, aber keine Kip. Naja…
Fazit: Zwar kein frisches Geld, aber immerhin eine frische und ziemlich schnelle Brille!
Nachschlag: Tatsächlich ist der laotische Kip keine richtige erwachsene Währung. Wikipedia erklärt mir, dass der Kip nicht frei konvertierbar ist und nicht an internationalen Märkten gehandelt wird, nicht einmal an 30 Kilometer entfernten Märkten.

