Monat: Dezember 2025

Gutes Tun

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„Gutes Tun fällt gar nicht schnell, zu Hause und im Kreisverkehr“! Wer einen Ohrwurm braucht, höre sich von Fanny van Dannen „Gutes Tun“ an.
Mich erreicht die Nachricht meiner Teilzeitreisebegleiterin V. in Luang Prabang (wir haben in Muang Ngoy und Nong Khiaw ein paar Wanderungen gemeinsam gemacht). Ihr Freund M., mit dem sie gerade unterwegs ist, hat ein Problem. Er hatte beim Scooter-Ausleihen seinen Ausweis als Kaution hinterlegt und ihn dort bei der Rückgabe des Scooters vergessen. Inzwischen sind die beiden allerdings nach Vang Vieng weitergereist. Dorthin will ich morgen ebenfalls. Mein innerer Pfadfinder erwacht und bietet meine Hilfe an, natürlich.
Am nächsten Morgen gehe ich zum Scooter-Verleih. Es ist ein Verleih, wie man ihn sich als Mitteleuropäer:in so vorstellt. Neben Scootern gibt es hier noch Fruchtsäfte und frische Eier im Nebenerwerb. Diversifikation ist also auch im sozialistischen Laos angekommen. Als ich mich nähere, werde ich von einer der Frauen angesprochen. Ich schildere die Situation und sie scheint sich zu erinnern, aber hat keinen Ausweis bekommen. Mit jeder Nachfrage wird sie sogar noch sicherer. Sie sagt, sie hat nur ein Foto vom Ausweis gemacht, und zeigt es mir auf ihrem Handy. Zum Beweis ihrer Geschäftspraxis zeigt sie mir noch etliche weitere Fotos von anderen Ausweisen (schöne Sammlung). Ich rufe V. zurück, ob sie sicher sei, dass M. den Ausweis abgegeben habe. Inzwischen hat sich auch die Eier-Frau eingeschaltet. Auch sie bestätigt die Geschichte. Ich bin geneigt, ihnen das auch zu glauben. V. bestätigt am Telefon, ja, M. habe den Führerschein abgegeben. „Ahhh“, denke ich mir, „Führerschein…!“ Das Foto auf dem Handy zeigte aber den Reisepass! Ich frage die Frauen, ob sie hier beim Scooter-Verleih/ Fruchtsaftstand/ Eierverkauf so etwas wie ein Depot haben. Als ich noch einmal ausdrücklich klarstelle, dass es sich um den Führerschein handelt, wird per Facetime noch eine dritte Frau zugeschaltet. Und plötzlich nimmt das Gespräch noch einmal eine Wendung. Wir gehen zurück zur Office/ Fruchtstand, wo sich tatsächlich eine Mappe befindet und daraus, so als wären sie schon die ganze Zeit darin gewesen, holt sie ein paar Führerscheine hervor und (Tada!) auch den von M.
Das ganze Spiel dauerte so 20-30 Minuten. Zwischenzeitlich hatte ich schon halb aufgegeben, aber mich noch mal festgebissen. Denn zu sehr hätte ich selbst der Depp sein können, der seinen Ausweis/ Führerschein in genau so einer Situation vergisst. Dafür kenne ich den Deppen in mir inzwischen zur Genüge.
Am nächsten Abend in Vang Vieng trifft der eine Depp den anderen und es kommt zur freudigen Übergabe des Führerscheins. Und tatsächlich empfinde ich so etwas wie die Freude des Schenkens, wenn sich das Kind zu Weihnachten so richtig und kindlich über das Geschenk freut. Das Lächeln von M. jedenfalls ist unbezahlbar und es wird mich noch ein wenig begleiten, zum Beispiel jetzt gerade, da ich die Geschichte aufschreibe…
Herr Boe klopft sich und seinem inneren Team auf die Schulter/n: Ja, wir waren heute ein guter Pfadfinder! (das innere Team singt gemeinsam: „Kondome nicht ins Klo, keine Drogen sowieso, weniger Fernsehen, öfter zu Fuß gehen, auch mal an die im Abseits denken, gebrauchte Pornos dem Altersheim schenken – gutes Tun…“)

Sie nannten ihn Staublunge

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Heute morgen bin ich wieder losgeritten – knatterapeng! Von Luang Prabang aus, Laos inzwischen, zu den Pak Ou-Karsthöhlen, in denen sich ein buddhistischer Tempel mit Hunderten von geschnitzten Buddhafiguren befindet. Zum Tempel gelangt man mit einem kleinen Boot über den Mekong. Ich werde sogar alleine befördert, zum sozialistischen Festpreis von 25000 kip (1€).
Hatte ich doch ein großes Vergnügen daran gefunden, in der Gegend um Cao Bang und auch Ninh Binh durch die herrliche Karstlandschaft zu knattern, so ist es hier in Laos ein sehr viel geringeres. Zum einen sind die Straßen in einem schlechten Zustand, zum anderen in einem schäbigen! Schlaglöchern auszuweichen, könnte man ja noch als Herausforderung oder gar als Kunstform, als hohe Schule des Knatterapengs begreifen oder man könnte das Ganze lustig wenden und sich über die kostenlose Massage des Gluteus Maximus freuen. Aber spätestens die „Staubpiste des Todes“, die ich auf dem Rückweg einatmen muss, verdarb mir jede Freude. Teils musste ich, nach entgegenkommenden LKWs fast anhalten, weil ich die Piste kaum noch erkennen konnte.
Highlight des Tages war jedoch die Anfahrt zu den Tat Sae-Kaskaden, die sich eine Knatterapeng-Stunde entfernt von Luang Prabang hübsch versteckt in einem dicht bewaldeten, quasi unberührten Tal verstecken. Der Weg war unbefestigt, mit riesigen Löchern, schmal, kurvig und es ging steil bergab. Zwischenzeitlich wusste, glaube ich, der Weg selbst nicht mehr, ob wir hier richtig wawren. Vor der steilsten Stelle hatte ich für den Rückweg einen wahnsinnigen Respekt, insbesondere was meine fahrerische Expertise anging. Hatte ich mich hier völlig übernommen? Aber mein Yamaha Grand Felino und ich haben das gemeinsam ganz gut erledigt.
Die Kaskaden samt Badespaß selber waren aber auch natürlich nicht soo schlecht. Die Bilder sprechen ja für sich!
Am Ende des heutigen Knatterapengs benötigten jedenfalls nicht nur ich, sondern auch meine Bronchien eine ausgiebige Dusche…

Und hier der erste Teil von Knatterapeng: https://tommiboe.com/2025/11/24/knatterapeng-der-ha-giang-loop/

Frühstückssüppchen

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Frühstückssüppchen – oder: morgen um halb zehn in Laos

Okay, es ist ein amtliche Suppe und kein Süppchen. Aber sonst komme ich ja nicht auf drei „ü“ in einem Wort (das muss hin und wieder auch mal sein und klappt ja sonst nur im Türkischen). Ich bin ja nun wahrlich kein großer Frühstücker. Morgens soll man meiner Ansicht nach den Körper möglichst in Ruhe lassen. Kaffee direkt ins Gesicht muss reichen! Auch Frühsport halte ich für abwegig – und das sage ich als Sportler.
Die vergangenen Tage war ich mit meiner Reiseteilzeitbegleiterin wandern und hier geht’s höhentechnisch ordentlich zur Sache. Dafür braucht’s Energie und meine Wanderbegleitung achtet sehr darauf, die Energiespeicher aufzufüllen, bevor es losgeht. Und hin und wieder lasse selbst ich mich von vernunftbezogenen Argumenten überzeugen und auf diesem Umwege komme ich nun regelmäßig zu meinem Frühstückssüppchen, wofür ich inzwischen durchaus dankbar bin. Und diese in Laos typische Nudelsuppe, „Khao Piak Sen“, ähnlich der bekannten „Pho“ in Vietnam, hat es in sich. Neben den Nudeln kommen Gemüse, wahlweise Fleisch, und immer fangfrische Kräuter, Limette, Chili und Salat auf den Tisch, die man sich nach Belieben in die Suppe schmeißen kann. Es gibt also zum einen ordentlich Energie zum Wandern, ist zudem unglaublich lecker und wärmt einen morgens richtig auf.