Ciao Dolchi

Die Drecksbahn – jetzt auch in Laos

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Nachdem ich mich in Luang Prabang schon freiwillig von einigen Gepäckstücken getrennt hatte (minimize yourself!), ist mein Gepäck an der Vang Vieng-Railway Station nun um ein weiteres Stück erleichtert worden. Die Formulierung lässt schon vermuten: dieses Mal höchst unfreiwillig!
Ich reise zum zweiten Mal mit der Laos-China-Railway und zwar von Vang Vieng in die Hauptstadt nach Vientiane. Vor knapp fünf Jahren wurde die Bahnstrecke von Kumming, China, nach Vientiane eröffnet. Dies hat das Reisen in Laos komplett verändert. So dauert die Fahrt von Luang Prabang nach Vientiane knapp zwei Stunden, mit dem Bus sind es fünf bis acht Stunden. Eigentümer der LCR sind zu 70% China und 30% Laos. Die Baukosten betrugen 6 Mrd. US$, mit anderen Worten 0,5 mal Stuttgart21. Neben der touristischen Erschließung (2024 kamen bereits 2,3 Millionen Menschen nach Luang Prabang, inzwischen die größte Gruppe aus China) ist diese Bahnstrecke von großem geopolitischen Interesse für China, das seine Einflusssphäre mit Erfolg kontinuierlich ausweitet. Auch andere Infrastrukturprojekte in Laos werden von China (mit-) finanziert. Auch für Laos, mit einer Bevölkerung von gerade mal 7,5 Millionen und einer sehr schwachen Wirtschaft, lohnt sich diese Partnerschaft, wenngleich sich die Abhängigkeit vom übergroßen China auch als riskant erweisen könnte. Allein die wachsenden Touristenzahlen aus China lassen aber auf einen wirtschaftlichen Aufschwung Laos‘ hoffen.
Der Bahnhof ist schon speziell. Auffallend die neue große Eingangshalle, alles ist super sauber und es gibt wahnsinnig viel Personal in schicken Uniformen. Zudem Sicherheitskontrollen wie am Flughafen. Und tatsächlich meinen die das ernst, wie ich bei meiner zweiten Fahrt erfahren darf. Mein Rucksack wird rausgenommen und ich werde gefragt, ob ich ein Messer dabei habe: „Moi? Ein Messer? Nicht doch!“ Aber Dummstellen hilft wenig. Genauer gesagt habe ich kein Messer, sondern einen Dolch dabei. Beim ersten Check in Luang Prabang war das noch keinem aufgefallen. Jetzt schon! Mir wird klargemacht, dass ich das Messer nicht mit an Bord nehmen darf (aus Gründen!). Die verantwortliche Frau ist unmissverständlich und noch sehr unfreundlich dazu. Ich könne ja jederzeit mit dem Bus nach Vientiane fahren, aber nicht mit dem Zug und mit ihr schon mal gar nicht. Sie nimmer das Messer weg und legt es zur Seite. „Moment!“ ich nehme es mir zurück. Ich möchte erst mal mit meinem (inneren) Anwalt sprechen. Scheißendreck! Es war ein sehr schöner, sehr scharfer und ausgesprochen tödlicher Dolch. Jetzt nicht auf dumme Ideen kommen, denke ich, während ich meine fiese Gegenspielerin grimmig anstarre. Wenn Blicke töten könnte, bräuchte man keine Dolche. Aber auch dieser Gedanke hilft nicht weiter… Ich schaue traurig auf meinen Dolch und mag der unsympathischen prinzipientreuen Frau nicht den totalen Triumpf gönnen. Ich schaue mir das übrige herumstehende Personal an und picke mir einen jungen, sympathisch wirkenden Mann heraus. „You are a nice person!“ beginne ich und dann schenke ich ihm den Dolch und betone, dass er ihn nicht abgeben soll, besonders nicht der unsympathischen Frau. Dann drehe ich mich um (ein Tränchen im Auge) und fahre in atemberaubender Geschwindigkeit mit der Laos China Railway nach Vientiane. Ciao Dolchi…!